Artenbeschreibung für Acanthosaura crucigera (Abbildung A.Capra)

Verbreitung und Lebensraum: Acanthosaura crucigera lebt in den Bergregenwäldern (1300-1800m) von Kambodscha, Südvietnam, Indochina bis Thailand und Myanmar (Birma) bis ins nördliche Malaysia. Dort findet man sie überwiegend im Stammbereich und auf dem Boden. Der Waldboden ist stark mit Moosen und Farnen bewachsen, die Bäume sind mit zahlreichen Epiphyten überzogen. Die Fundorte sind meistens in Gewässernähe. (Weitere bekannte Arten sind A.armata, lepidogaster und capra (Foto)).

 

Klima: Die Tagestemperaturen in den Bergregenwäldern des Verbreitungsgebietes erreichen in der warmen Jahreszeit (März bis Oktober) tagsüber zwischen 24 und 26C°. Die Luftfeuchtigkeit ist stets sehr hoch, Nebelschwaden durchziehen in den Morgenstunden die Wälder. In dieser Jahreszeit kommt es auch zu den höchsten Niederschlagsmengen, beeinflusst vom Südwestmonsum. Dieses Klima lässt die Epiphyten auf den Bäumen bestens gedeihen. Nachts sinken die Temperaturen auf 18 bis 22C°. In der kühleren Jahreszeit (November bis Februar) erreichen die Tagestemperaturen 16-20C°, nachts sinken sie teilweise bis auf 10C°. Diese Ruheperiode sollten wir auch über 6 bis 8 Wochen im Terrarium nachstellen. Die Tiefsttemperatur von 10C° in der Nacht muss man im Terrarium nicht einhalten, da es nicht in allen Verbreitungsgebieten zu diesen Temperaturen kommt. In den südlichen Regionen und im nördlichen Malaysia sind die Temperaturdifferenzen während der Jahreszeiten deutlich kleiner.

Gestalt: Die Männchen erreichen eine Gesamtlänge von 26cm, die Schwanzlänge beträgt ca. 16cm. Die Weibchen bleiben nur unwesentlich kleiner. Typisches Kennzeichen dieser Winkelkopfagame sind die beiden Stachelschuppen über den Augen. Die Schuppen der Kehlregion, Körperunterseite und Gliedmaßen sind gekielt. Über den Hinterkopf bis in die Nackenregion befindet sich ein hoher Kamm, der sich vom Rückenkamm mit einem Zwischenraum deutlich absetzt. Die Tiere besitzen einen Kehlsack, der sich bei Erregung dunkel färbt. Die Grundfärbung besteht aus marmorierten Braun-, Gelb- und Grüntönen, wobei die Grüntöne vor allem im Jugendkleid dominieren können. Die Männchen haben häufig eine dunkle Augenmaske. Die Färbung der Weibchen besteht durchgehend aus dunklen Brauntönen, bei Erregung erscheinen silbrig-weiße Tupfen an den Körperseiten. Der Geschlechtsunterschied kann am deutlichsten an der dickeren Schwanzwurzel des Männchens bestimmt werden.

Verhalten und Haltung im Terrarium: Die Nackenstachler leben überwiegend in Gruppen im Stammbereich und auf dem Boden. Bei Gefahr verlassen sich die Tiere auf ihre Tarnung und verharren regungslos, werden sie entdeckt zeigen sie Drohgebärden, stellen sich auf, blähen den Kehlsack auf und sperren das Maul auf. Schreiten sie zur Flucht, verstecken sie sich zwischen Wurzeln oder unter Felsen. Sie bevorzugen die Nähe von flachen Gewässern, und harren oft lange im fließenden Wasser aus. Gute Schwimmer sind sie allerdings nicht! Sie sind zwar stark an Gewässer gebunden, bei der Einrichtung des Terrariums sollte aber der Wasserteil eine Wassertiefe von 15cm nicht überschreiten. Besonders nachts, wenn die Tiere sich schlecht orientieren können, besteht die Gefahr des Ertrinken. Aufgrund ihrer Lebensweise werden Sonnenplätze nicht benötigt. Es sollten allerdings mehrere Temperaturzonen im Terrarium vorhanden sein. Die Einrichtung besteht aus senkrechten und waagerechten, armdicken Ästen und Wurzeln. Eine üppige Bepflanzung mit Kletterpflanzen, Farnen und Epiphyten bietet den Tieren die nötige Tarnung, und entspricht dem natürlichen Habitat. Ein Wasserteil sollte wie erwähnt stets vorhanden sein. Zusammen mit der biotopgerechten Bepflanzung wird so das richtige Mikroklima ermöglicht. Auf die Wasserqualität muss geachtet werden, da die Tiere das Wasser zum Baden und Trinken verwenden. Das Bodensubstrat besteht aus einem Blumenerde- Sandgemisch. Die Weibchen benötigen dabei zur Eiablage eine Bodentiefe von mindestens 15 bis 20cm. Die Behältergröße richtet sich nach der Anzahl der Tiere. Ein Besatz mit einem Männchen und zwei Weibchen erfordert ein Terrarium von mindestens 100x60x120cm (L/T/H). Mehrere Männchen können nur in Großterrarien mit optimaler Einrichtung gehalten werden. Da die Tiere eine hohe Luftfeuchtigkeit benötigen, bietet sich die Verwendung einer Regen- und Nebelanlage an. Nackenstachler genießen es überbraust zu werden, dabei reinigen sie sich ausgiebig. In diesem Terrarium wurden A. crucigera und A. capra erfolgreich nachgezogen. Foto Acanthosaura capra.

 

Zucht: Nach der Ruheperiode, wenn die Tages- und Nachttemperaturen wieder ansteigen, wird bereits nach wenigen Tagen die Paarungsbereitschaft der Nackenstachler ausgelöst. Das Männchen nähert sich kopfnickend dem Weibchen. Bei der Kopulation werden die Weibchen mit dem bekannten Nackenbiß gehalten. Es gibt Beobachtungen im Terrarium, bei denen die trächtigen Weibchen aggressiv gegenüber ihren Artgenossen reagieren. In diesem Falle ist eine Trennung der Tiere bis zur Eiablage sicherlich ratsam. Ich konnte diese Beobachtungen nicht machen, was aber vielleicht durch die Behältergröße und Einrichtung zu erklären ist. In dieser Phase ist es besonders wichtig eine optimale Versorgung mit Futter, Mineralstoffen und Vitaminen sicherzustellen. Einige Tage vor der Eiablage stellen die Weibchen die Nahrungsaufnahme ein und suchen häufig den Boden auf, um einen geeigneten Ablageplatz zu finden. Dabei machen sie Probegrabungen. Am Tage der Eiablage heben die Tiere eine bis zu 10cm tiefe Grube aus. Anschließend werden 6 bis 12 Eier abgelegt. Dabei kann die Eiablage mehrere Stunden andauern. Nachdem die Eier mit dem Kopf ausgerichtet wurden, scharrt das Weibchen die Grube wieder zu, und drückt die Erde sorgfältig mit ihrem Kopf fest. Danach ist die Eiablagestelle von der übrigen Umgebung nicht zu unterscheiden.

Die Inkubationszeit der Eier beträgt bei 25 bis 27C° ca. 110-130 Tage. Es gibt in der Literatur verschiedene Angaben über die Inkubationszeit. Diese Angaben entsprechen den eigenen Erfahrungen. Nach dem Schlupf überführt man die Jungtiere in ein Aufzuchtbecken. Die Einrichtung und das Klima sollte dem Terrarium der Elterntiere entsprechen. Der Wasserteil ist allerdings mit einer Wassertiefe von maximal 5cm auszuführen. Eine ideale Bepflanzung stellen dort verschiedene Wassermoose dar. Einige Steine und Wurzeln bieten den Tieren einen Ansitz. Die Jungtiere können in der Gruppe aufgezogen werden. Auch mehrere Männchen untereinander können bei ausreichender Größe des Terrariums ohne Aggressionen aufgezogen werden.

Ernährung: Die Futterpalette der Nackenstachler ist groß. Eine eintönige Ernährung ist somit leicht zu verhindern. Nacktschnecken, Würmer(Tauwürmer) und Wiesenplankton aus der Natur, Grillen, Wachsmottenraupen, Zophobas und Schaben. Es gibt kaum ein Futtertier welches diese Tiere verschmähen. Nackenstachler neigen allerdings auch dazu, leicht zu verfetten. Bei dem Verfüttern von Würmern sollten wir aus Gesundheitsgründen nicht auf Rotwürmer aus Kompost- oder Misthaufen zurückgreifen.

Auch die Jungtiere können optimal mit Nacktschnecken, Würmern und den üblichen Futtertieren aus den Futterzuchten ernährt werden. Der Bedarf ist allerdings enorm, kann aber mit den Nacktschnecken und Würmern aus der Natur gut ergänzt werden. Bei guter Ernährung können die Tiere bereits nach 12 Monaten eine Länge von 15 cm erreichen.

Text und Bilder:

(c) Frank Henke

Literatur:

Friedrich, Wilhelm Henkel/Wolfgang Schmidt - Agamen im Terrarium

Manfred Rogner - Echsen 1

Ulrich Manthey/Norbert Schuster - Agamen