Grillenzucht

Im Zoofachhandel werden hauptsächlich vier Grillenarten angeboten.

Acheta domesticus Heimchen
Gryllodes sigillatus Kurzflügelgrille
Gryllus bimaculatus Zweifleckgrille
Gryllus assimilis Steppengrille

Die folgende Zuchtbeschreibung ist für alle vier Arten anwendbar, denn sie unterscheiden sich lediglich in der Produktivität und der Entwicklungszeit.

Die Heimchenzucht ist sicherlich die stabilste und produktivste Zucht. Das Tier selbst hat allerdings einige Eigenschaften, über die man sich vor dem Verfüttern oder sogar Züchten Gedanken machen muss, Heimchen können auch mit niedrigen Temperaturen im Zuchtbehälter auskommen (25C°). Es sind, wie auch die Kurzflügelgrille, äußerst flinke und sprungkräftige Grillen, die einmal entkommen, einiges an Unheil anrichten können. In den Sommermonaten vermögen sie die Nächte mit kräftigen Zirpen auszufüllen. In dieser Jahreszeit besteht ebenfalls die Gefahr einer ungewollten Vermehrung. Da reichen Blumentöpfe, Wintergärten mit Pflanzenbehältern oder Zimmerterrarien. Sie suchen auch gerne Heizungskeller oder Waschräume auf. In den Waschräumen halten sie sich oftmals in Wäscheteilen auf; mit Vorliebe in Kleidungsstücken von Kleinkindern, an denen noch Essensreste haften, dort werden dann nicht nur Essenreste gefressen, sondern der Stoff gleich mit. Die Folge sind viele kleine und große Löcher in der Kleidung. In Miethäusern ist schon mancher Streit wegen der kleinen Heimchen entfacht.

Die Zweifleckgrille und Steppengrille sind deutlich ruhiger. Ihre Endgröße übertrifft das der Heimchen und Kurzflügelgrillen deutlich, damit stellen sie einen saftigen Leckerbissen auch für größere Tiere dar. Da sie auch deutlich langsamer sind, können sie besser und schneller erbeutet werden. Die schwarze Zweifleckgrille hat einen Eigengeruch und wahrscheinlich auch Geschmack. Manche Tiere haben sich schnell satt an diesen Grillen gefressen. Manche Arten verschmähen sie sogar ganz. Die Steppengrille hingegen ist ein ideales Futtertier, welches ich somit als Futtergrille favorisiere und auch züchte. Sie ist zudem weniger kannibalisch. Die Zuchttemperaturen sollten tagsüber bei 30C° liegen. Die Entwicklungszeit der Eier liegt zwischen 10 und 15 Tagen. Bei Zucht der Zweifleckgrille darf die Temperatur nachts nicht unter 25C° sinken.

Als Zuchtbehälter eignen sich hohe glattwandige Kunststoffbehälter mit den Mindestmaßen 35x20x20cm L/B/H, die über einen dicht schließenden Deckel verfügen. Im Deckel befinden sich mit Gaze verschlossene Lüftungsöffnungen. Die Öffnungen dürfen nicht zu klein sein, damit sich kein Schwitzwasser im Behälter niederschlagen kann. Die Folge wäre Schimmelbildung auf dem Futter, und die Förderung eines Milbenbefalls. Zu trocken darf die Zucht auch nicht sein, da sonst die frisch geschlüpften Grillen im Behälter Schaden nehmen. Für die Flüssigkeitsaufnahme eignet sich hervorragend eine Vogeltränke. Der Eiablagebehälter ist mit einem Blumenerde- Sandgemisch gefüllt. Blähton oder Seramis sollte als Drainageschicht zuerst eingefüllt werden. Die Ablagebehälter dürfen nur feucht, aber nicht nass sein, da die Eier sonst faulen und der Behälter verjaucht. Als Versteckmöglichkeit dienen Eierkartons, Papprollen oder zerknülltes Packpapier.

Gefüttert wird in einer Futterdose mit Feucht und Trockenfutter. Als Trockenfutter eignen sich Kükenpellets, Gemüseflocken, Haferflocken, Fischfutter (Teichfutter), Katzenbrekkis, Weizenkleie. Feuchtfutter besteht aus Obst, Salaten, Löwenzahn, Karotten und Kräutern. Die Menge des Grünfutters sollte kontrolliert werden, da die Zuchtbehälter sonst schnell verdrecken und abermals eine Schimmelbildung gefördert wird. Wichtig ist es hochwertige Futtertiere heranzuziehen und somit eine Vitam- und Mineralstoffreiche Kost anzubieten.

Ist der Zuchtbehälter fertig bestückt, gibt man ca. 5-10 männliche und 20 weibliche ausgewachsen Grillen hinein. Die Weibchen erkennt man leicht an ihren langen Legestacheln. Die Anzahl der männlichen Tiere sollte immer deutlich niedriger liegen, da sie nur unnötig den Behälter belasten. Die Weibchen legen nun ständig Eier in den Ablagebehälter ab. Durch Austausch der Eiablagebehälter, kann die Aufzucht der kleinen Grillen separat erfolgen. Die Entwicklungszeit zur ausgewachsenen Grille beträgt ungefähr 50 Tage, die Lebenserwartung bis zu 130 Tagen. Wichtig ist eine regelmäßige Reinigung der Zuchtbehälter von Futterresten und Kot, und der Austausch des Füllmaterials.

Text und Fotos:

(c)Frank Henke 2002